1945-1989
Settegastschule
Die "Höhere Gartenbauschule" des Professor Dr. Settegast, die Ende des 19. Jahrhunderts erbaut wurde, war reparaturbedürftig geworden, genügte den Anforderungen eines modernen Schulbetriebes und der steigenden Schülerzahl nicht mehr. Sie musste umgebaut werden. Dies geschah entsprechend der Vorstellungen der Zeit ... 
vor dem Umbau 1965 Bildschirmauflösung. 1024x768 nach dem Umbau 1966
Als der Krieg zu Ende war, dauerte es nicht lange, und die schulischen Verhältnisse in Bad Köstritz begannen sich zu ändern.
Durch die Umsiedler war die Schülerzahl beachtlich angestiegen. Die Schulen wurden zentralisiert.
Der Mehrstufenunterricht sollte schrittweise wegfallen, vor allem recht bald in der Oberstufe.
Das bedeutete für die Köstritzer Schule als angehende Zentralschule eine beachtliche Erhöhung der Kinderzahl, wofür die Räume der Bergschule nicht mehr ausreichten. Man musste nach einer Lösung suchen.
Die landwirtschaftliche Schule des Herrn Professor Dr. Settegast war während des Krieges geschlossen und als Lazarett genutzt worden. So begann man 1947 das Hauptgebäude auf den Unterricht für Schüler vorzubereiten. Das geschah zunächst mit der ersten Etage und dem Parterre. Die Mansarde war noch von mehreren Familien bewohnt.
Auf der Grundlage der Zentralisierung des Schulsystems in der DDR sah es mit Beginn des Schuljahres 1949/50 folgendermaßen aus:
Alle Schüler von Bad Köstritz, Reichardtsdorf und Gleina und die aus den oberen Klassen von Caaschwitz, Hartmannsdorf, Roben und Steinbrücken wurden in den drei Gebäuden der Köstritzer Zentralschule unterrichtet.
Man hatte mit dem Aufbau einer Zwölfjahrschule begonnen, doch das nach einem Jahr wieder aufgegeben, indem man die Schüler nach Gera umsetzte.
Schüler, die das Ziel hatten, das Abitur zu machen, gingen nach der Klasse 8 nach Gera in die Zwölfjahresschule (Gymnasium).
Die Schülerzahl an der Einrichtung schwankte zwischen 800 und 900.
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1950 gab es also im Schulbereich ab der 5. Klasse keinen Mehrstufenunterricht mehr. In der DDR ging es nun darum, die Lehrerschaft zu stabilisieren und zu qualifizieren. Es gab noch einen kleinen Teil Altlehrer aus der Zeit vor 1945, doch der weitaus größte waren junge Neulehrer. Ihr Ausgangsniveau waren die verschiedensten Berufe oder das Gymnasium aus der Kriegszeit. Sie hatten sich nach dem Kriege für den Lehrerberuf entschieden und eine Ausbildung an einer Pädagogischen Fachschule absolviert. Danach wurden sie als Lehrer eingesetzt und mussten noch ständig an Weiterbildungsveranstaltungen teilnehmen. 1955 begann man mit dem Aufbau der polytechnischen Oberschulen in der DDR. Das heißt im heutigen Sinne, dass jeder Schüler eines Tages die Schule erst nach 10 Jahren verlässt und den Abschluss der Realschule besitzt. In Bad Köstritz sah das so aus: Am Ende des Schuljahres 1957 hatten wir 3 achte Klassen mit ca. 120 Schülern. Von diesen konnten die Schüler noch zwei Jahre bleiben, deren Eltern es wünschten und die auch entsprechende Leistungen brachten - es waren 20. So hatten wir 1957/58 die erste 9.Klasse. Diese Jungen und Mädchen legten 1959 die Prüfung ab und hatten damit den Abschluss einer Realschule.
 
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Schulumbau 1965
  Die Schulleitung drückte ein Problem  von Tag zu Tag mehr. Das Dach der Settegastschule war in einem Zustand, der sich verschlechterte, und zwar nicht die Ziegel, sondern bei den herausgebauten Fenstern in der Mansarde waren durch eingedrungenes Wasser die Holzkonstruktionen und Latten verfault und hielten die Ziegel nicht mehr fest. Es passierte, dass ein Ziegel abrutschte und in den Hof stürzte. So wurde das zu einer Gefahr für die Schüler.
Anfangs hatte man den Plan, diesen 2. Stock einfach abzureißen und ein Satteldach aufzusetzen. Dabei wäre diese Etage für die Schule völlig verloren gegangen. Der zweite Vorschlag war, die Ziegel einfach abzunehmen (Es waren glacierte Pfalzziegel von hoher Qualität.), die Holzkonstruktion zu reparieren und das alte Dach wieder aufzusetzen.
Schließlich reifte doch die Erkenntnis, dass eine Reparatur keine Lösung sein würde. Man erarbeitete ein Projekt mit einem Kostenvoranschlag, welcher das Ziel hatte, die Mansarde abzureißen und massiv hochzuziehen, ein einfaches Satteldach darauf zu setzen und das gesamte Gebäude zu regenerieren (Fenster, Heizung usw.).
Die Hochbauprojektierung fertigte ein Projekt an, und im Juni 1965 wurde endgültig der Entschluss gefasst, diese Rekonstruktion durchzuführen, und zwar im Schuljahr 1965/66.
 
Die Schulleitung den Auftrag, das Gebäude im Sommer restlos zu räumen und für ein Jahr Wege zu suchen, den Unterricht ohne dieses Gebäude aufrecht zu erhalten. So entstand eine komplizierte Situation. Im Gebäude waren die Schulleitung, die Klassen 5 - 10 (16 ), die Hilfsschule und die Hausmeisterwohnung untergebracht.
Die Hilfsschule erhielt einen Raum beim Rat der Stadt (Palais). Die Pohlitzer Schule, sonst mit 2 Klassen belegt, musste noch weitere 3 Klassen unterbringen. Im Hort (heute Haus des Gastes) wurden in der ersten Etage 2 Räume für den Unterricht am Vormittag genutzt. Dann hatten wir noch zwei Räume im Parterre des Schlosses eingerichtet, die ihre Fenster nach dem Park hatten.

Alle anderen Klassen kamen zusätzlich in die Bergschule. Die Schule hatte damals um die 800 Schüler, und der Unterricht lief täglich von 7.00 Uhr bis 16.30 Uhr. Das Hausmeisterehepaar Reise erhielt eine Behelfswohnung in einem Nachbarhaus.
Es war ein belastendes Jahr für Lehrer und Schüler. Trotzdem träumten alle von der "neuen" Schule. (Erinnerungen von R. Schmalfuß 1992)

Für den Abriss gab es viele freiwillige Helfer. Auch die Lehrer leisteten über 700 Stunden in ihrer Freizeit. Erich Reise als Hausmeister war unermüdlich bei der Sache, ein ständiger Beobachter der Arbeiten, ein immer Anwesender auf der Baustelle. Der Umbau dauerte ein Jahr. Das Unmögliche konnte gemeinsam bewältigt werden. Auch vor Beginn des neuen Schuljahres hatten die Lehrer wieder viel zu tun: Ihre Aufgabe war es einmal, die gesamte Schule gemeinsam mit den technischen Kräften innen zu säubern und wieder einzuräumen. Auch alle Lehrmittel waren wieder unterzubringen. Am 1. 9. 66 musste der Unterricht in diesem Haus wieder beginnen und es ging los! Natürlich auch durch die Mithilfe der großen Schüler.
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SCHULUMBAU, das war um 1965 ein bedeutendes gesellschaftliches Vorhaben der Eltern, Lehrer, Patenbetrieb, Patenbrigaden, Schüler und der gesamten Öffentlichkeit des Ortes. Baukapazitäten standen im ganz beschränkten Umfang zur Verfügung. An Werkzeugen wurde das eingesetzt, was schon beim Bau der Bergschule 70 Jahre vorher genutzt worden war: Hammer, Meißel, Schaufel, Kelle, Schubkarre, ... Alle Arbeitsstunden wurden ohne Bezahlung geleistet. Nur die wenigen Fachleute wurden entlohnt. Größere Transporttechnik stellten die örtlichen Betriebe kostenlos. Ein besonderer Dank galt dem Hausmeisterehepaar Lotte und Erich Reise, die unter großen persönlichen Einschränkungen viele organisatorische Voraussetzungen geschaffen haben für den Schulumbau.
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