1945 - 1989
Die Abgänger des Schuljahrganges 1954 konnten noch nicht an einer Jugendweihe teilnehmen. Es gab sie noch nicht.
1955 erhielten die ersten Schüler die Jugendweihe und fast alle wurden auch konfirmiert, um den Erwachsenenstatus bestätigt zu bekommen. Gefeiert wurde im Familienkreis, die Konfirmation.
Über die 60er und 70er Jahre erhöhten sich die Teilnehmerzahlen beträchtlich. Ende der 70er Jahre waren es nur noch wenige, die an Jugendstunden und Feier nicht teilnahmen. Gefeiert wurde die Jugendweihe, überwiegend.
Geworben um hohe Teilnehmerzahlen wurde nicht; Druck auf Nichtteilnehmer wurde nicht ausgeübt.
In den 80er Jahren
begannen  die privaten Feiern  auszuufern. Feier und Geschenke erreichten in einigen Fällen den Umfang von Hochzeiten. Von 90 Jugendweiheteilnehmern ließen sich 8-10 auch noch konfirmieren. Sie redeten aber kaum darüber.


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Wie kamen die zunehmenden Teilnehmerzahlen zustande?
Großeltern, Eltern und Kinder verloren immer stärker den Kontakt zur Kirche und suchten neue Traditionen für die Familie. Die Qualität der vorbereitenden Jugendstunden und der Feier wurde in den Jahren verbessert. Die Vorbereitung auf die Jugendweihe wurde exakt geplant durch einen "Ortsausschuss für Jugendweihe". Die Arbeit hatte dann aber allein die Schule zu bewältigen.
Jugendweihe 1957 - Gruppenaufnahme vor dem Kurhaus Bad Köstritz Junge Pioniere der unterren Klassen überreichten zur Jugendweihefeier den Teilnehmern die Blumen auf der Bühne
schu04f08.jpg (32298 Byte) Viele Themen der Jugendstunden interessierten die Schüler: Besuch des KZ Buchenwald. Diese Thematik wurde häufig gekoppelt an den Filmbesuch "Nackt unter Wölfen" und an Gespräche mit Antifaschisten. Es gab Besuche im Planetarium Jena, der Sternwarte, im Geraer Theater, in den Betrieben des Ortes und Gespräche mit Partei- und Staatsfunktionären. Sehenswürdigkeiten wurden besucht ... (Grafik vergrößern!)
Die meisten Gesprächspartner der Jugendweiheteilnehmer arbeiteten die "ideologische Zielstellung" eher am Rande ab, um zu dem zu gelangen, was sie und die Schüler interessierte. An vielen Veranstaltungen und Fahrten nahmen auch Schüler teil, die aus unterschiedlichen Gründen nicht die Absicht hatten, die Jugendweihe zu erhalten. Klassenleiterinnen überreichen 1987 ihren Schülern während der Jugendweihefeier Urkunden und kleine Geschenke. In den 80er Jahren reichte im Ort durch die starken Jahrgänge kein Raum für die Jugendweihefeier aus, auch der Speisesaal des Chemiewerkes nicht. Die Feier wurde 2-3 mal wiederholt und die Schüler durften nur 6-8 Gäste mitbringen.
Seit den 60er Jahren gab es Absprachen mit der Kirche, um Terminüberschneidungen bei den Feiern zu Jugendweihe, Konfirmation zu vermeiden und Jugend-, Konfirmationsstunde zu ermöglichen.
                                
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Gruppenbild nach der Jugendweihe vor dem Chemiewerk Bad Köstritz Gruppenbild mit dem Jugendstundenleiter Herr Friedrich Die Jugendweiheteilnehmer erhalten in kleinen Gruppen auf der Bühne ihre Urkunden Gruppenbild der Jugendweiheteilnehmer einer Klasse 1978
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Jugendweihe, das war nach der Einschulung der erste erinnernswerte Höhepunkt im Leben eines 14jährigen. 10 Jugendstunden waren absolviert. Nun dachten sie über die Aufnahme in den Kreis der Erwachsenen nach, aber stärker noch an die zu erwartenden Geschenke und die Feierlichkeiten um diesen Tag.
Wochen vor dem Jugendweihetermin bewegten sich die Gedanken der Teilnehmer im Bereich der modischen Ausstattung für diesen Tag. Schulische Anforderungen und inhaltliches Anliegen des Tages rückten eher in den Hintergrund.
Wenige Tage vor der Feierstunde wurde im Festsaal ( erst Kurhaussaal des Ortes, dann Löwensaal, später Speiseraum des Chemiewerkes) der Ablauf geübt: wo der Sitzplatz sich befindet, wie man auf die Bühne geht und die Wünsche entgegen nimmt und anderes. Die Mädchen brachten ihre neuen, ersten Absatzschuhe zur Probe mit, um sich an diese zu gewöhnen. Wer wollte beim Sturz schon eine lächerliche Figur abgeben? Die Jungen gaben sich cool und entspannt.
Unmittelbar vor der Feier war die Aufregung bedeutend; die Mädchen begutachteten ihre
 Garderobe; die Jungen erörterten die bereits erhaltenen Geschenke. Sicher haben die Akteure des Tages von der Festrede und den Zukunftswünschen nichts mitbekommen. In Gedanken waren sie unterwegs auf dem Weg zur Bühne, um Gratulation, Blumen und das Geschenkbuch "Weltall - Erde - Mensch" entgegen zu nehmen.
Die Familienfeiern konnten nach dem "Festakt" beginnen, die Geschenke gesichtet werden. Nach drei Tagen hatte sie alle der Alltag wieder …
Speisesaal des Chemiewerkes: Einzug der Jugendweiheteilnehmer in den Festsaal Jugendweiheteilnehmer haben an ihren Tischen Platz genommen Erinnerungsfoto für die Pioniere, die die Blumen überreicht haben Während der Feierstunde warten die Jungpioniere auf ihren Auftritt
Exakte Zahlen zur Teilnahme an der Jugendweihe über die Jahrzehnte sind im Ort nicht mehr verfügbar, da aus der Chronik der Schule die Seiten der Abschnitte bis zur Wende (1989) entnommen und vermutlich vernichtet worden sind.
Jugendweihefotos belegen auch Abschnitte der Modeentwicklung der DDR.
1955 wurde traditionell schwarze Kleidung bevorzugt, da zur Konfirmation nur Kleidung in schwarz denkbar war und fast alle einige Wochen später auch die Konfirmation erhielten. Nur zwei Jahre später wird die Kleidung heller, freundlicher 
und ein modischer Wunschtraum erfüllt sich an der Schwelle des Erwachsenwerdens, der Trenchcoat.
Einige Jahre später werden die Röcke und Kleider der Mädchen immer mehr mini, die Kleidung der Jungen entfernt sich von der Tradition und wird legerer. Nach 1980 sind lange Kleider und Röcke in. Ganz besonders die Mädchen spiegeln die Mode dieser Jahrzehnte wider.
 
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pm 2004