1945 - 1989
Unterrichtstag in der Produktion Polytechnik - UTP
Unterrichtstag in der Produktion 1965, Klasse 8a mit Lehrer Rudi Krawczyk und Betreuer S. Schwarz
1965,  Klasse 8a
"1958 begann man mit dem Unterrichtstag in der Produktion (UTP). Später wurden fast alle Betriebe im Raum Bad Köstritz auf verschiedene Art und Weise einbezogen.  Die Schüler gingen zunächst einmal in der Woche in die MEWA (heute: Stahlo). Eine Werkstatt war dafür hergerichtet worden. Jeder Schüler hatte einen Arbeitsplatz mit einem Schraubstock und erwarb dort Grundfertigkeiten in der Metallbearbeitung. Gearbeitet wurde in der Abteilung zur Herstellung von Aschekisten. Dort waren Maschinen zur mechanischen Bearbeitung, die per Hand bedient wurden, und zwar zum Schneiden, Biegen und Abkanten der Bleche. Zusammengefügt wurde alles per Hand und dann punktgeschweißt.
Ein Jahr später begann die erste 9. Klasse auch mit dem UTP im Chemiewerk. Dieser Unterrichtstag hat sich in den folgenden Jahren recht gut entwickelt, und es spielte sich folgendes ein:
Am Tag der Produktion gab es einen theoretischen und einen praktischen Teil. Im Unterricht sprach man über den Aufbau der Betriebe und übermittelte theoretische Kenntnisse über die Funktion von Maschinen bis hin zur Elektronik. Bei der praktischen Tätigkeit wurden die Schüler an die produktive Arbeit herangeführt. Das sah in den einzelnen Schuljahren ungefähr so aus:
Klasse 7: Theorie in einem Kabinett in der MEWA, Praxis in einer Werkstatt des gleichen Betriebes.
Klasse 8: Theorie im gleichen Kabinett, Praxis in einem Teilbetrieb der Mewa in Gera/Langenberg. Dort war eine Schülerproduktion eingerichtet worden, und zwar die Montage von Klappspaten. Sie waren für den lnlandbedarf, den Export und die Armee.
Klasse 9 und 10: Für den theoretischen Unterricht hatte man ein ordentliches Kabinett eingerichtet, das immer ergänzt und modernisiert wurde.
Zuletzt war es mit Computern ausgerüstet. Als die Wende kam und der UTP in den Betrieben nicht mehr gefragt war, übergab der Betrieb der Schule die gesamte Ausrüstung. So war unsere Schule nach 1989 eine der ersten im Kreis mit einem Computerkabinett.
Zur Produktionsarbeit waren die Schüler im Betrieb verteilt und halfen unter Anleitung der Werktätigen bei den verschiedensten Arbeiten mit."  
Rudi Schmalfuß: Chronik der Schule Bad Köstritz 
  UTP 1963; Schüler sitzen auf der Werkbank und notieren Arbeitsanweisungen
Seit Jahrhunderten forderten fortschrittliche Denker, Philosophen, Pädagogen, ..., die Ausbildung einer harmonischen Persönlichkeit, einer Persönlichkeit, die über intellektuelle und polytechnische Fähigkeiten verfügt. Diese allseitig gebildete Persönlichkeit, die gesellschaftliche Prozesse verstehen und beeinflussen kann im Bereich der Geisteswissenschaften und der  materiellen Produktion, schwebte ihnen als Idealbild vor. Auf dem Gebiet der DDR startete nach 1958 der Versuch, diese Einheit zu realisieren mit den Unterrichtsfächern UTP (Unterrichtstag in der Produktion) und ESP (Einführung in die sozialistische Produktion).
 
 
UTP 1963
G. Pechmann 1963 mit Schülern im Chemiewerk Bad Köstritz
"Das Bild ist entstanden in der Werkstatt im Chemiewerk. Sie war nur für den UTP-Unterricht in einer Baracke am Rande des Betriebsgeländes eingerichtet worden. Hier wurden Schüler der 7. Klassen in das Handwerk eines Schlossers eingeführt und lernten die Grundlagen der Metallbearbeitung kennen und üben. Als fachliche Betreuer waren die Schlosser Schwarz und van der Heyd tätig. Zwar wurden manche Kleineisenteile produziert, aber es war nicht der Schwerpunkt in dieser Klassenstufe. Erst die 8. Klassen wurden im Chemiewerk in der Produktion eingesetzt. 

Wie die Schüler damals den UTP-Unterricht sahen? Für sie war das eine ganz andere Art Unterricht, weg vom Klassenzimmer in die Praxis der Arbeit. Sie waren in der Regel dabei, etwas zu lernen und sich Fertigkeiten anzueignen. Ich könnte mich nicht erinnern, dass es Schwierigkeiten mit den Kindern gab. Eine nützliche Sache war der UTP-Unterricht auf alle Fälle und half auch den Schülern bei der späteren Berufswahl weiter."
Gerd Pechmann 2005
<<< zurück zur Seite  1945-1989
beste Bildschirmauflösung: 1024x768 PMess05.2005
UTP 1963
Polytechnik 1963
 
UTP 1963
Die allgemeinbildende polytechnische Oberschule und das Fach "Produktive Arbeit " in der DDR


Die Verbindung von Schule und Betrieb, die Einbindung der Schüler in den Betriebsablauf und damit die Übertragung von Verantwortung für das
geschaffene Produkt führte zur Herausbildung von Eigenschaften wie Disziplin, Gewissenhaftigkeit, Sauberkeit, Exaktheit, Zuverlässigkeit sowie zu sorgsamem Umgang mit Material und Produktionsinstrumenten im Arbeitsprozess.

Solide und anwendungsbereite Kenntnisse, Fertigkeiten und Gewohnheiten wurden zur Grundlage für die spätere Berufsausbildung.
"Schafft ja nicht die Polytechnik ab, sie gehört mit zu dem Besten, was ihr habt!", war die Meinung  bayrischer Kollegen und Kollegen anderer Bundesländer während und nach der Wende.
Viele der Anforderungen, die die Wirtschaft heute an einen Schulabgänger stellt, wurden damals durch die polytechnische Arbeit vorbereitet und realisiert. Diese Verbindung von Schule und Produktion gibt es auf Betreiben industrieller Kreise in  Anfängen auch heute wieder, weil es ein gesellschaftliches Erfordernis ist!!!

 

PM 2005